Geschichte

Das Leiblachtal – ja, für viele Vorarlberger ist dieses Tal nördlich von Bregenz eine ‘Terra incognita‘, ein ‘unbekanntes Land‘. In den fünf Dörfern Lochau, Hörbranz, Hohenweiler, Möggers und Eichenberg wohnen insgesamt 14.422 Menschen (Stand: 1. Jänner 2019). Das Leiblachtal ist eigentlich sehr klein, obwohl es durch seine Lage niemals klein oder eng wirkt. Lediglich 1,95 % (!) der Landesfläche Vorarlbergs entfallen auf das Tal. Deshalb sei auch den vielen Unwissenden „verziehen“.

Inmitten des Leiblachtales liegt die beliebte Wohngemeinde Hörbranz. Mehr als 6500 Einwohner leben in diesem Dorf. Im Süden grenzt Hörbranz an den Bodensee, im Osten erheben sich die bewaldeten Ausläufer des Pfänders gegen Möggers hin, während sich im Norden die Hügellandschaft nach Hohenweiler öffnet und der Grenzfluss Leiblach im Westen für die Menschen seit alters her keine Barriere darstellt. Gesamt gibt es etwa 300 Arbeitsstätten mit über 2000 Arbeitsplätzen in Hörbranz.

Der Name Hörbranz geht auf den althochdeutschen Personennamen Heribrant, d.h. Heeresschwert, zurück. Er bedeutet, dass hier der Weiler oder Hof des Heribrant (Heribrand's Siedlung) war. Die älteste urkundliche Form des Ortsnamens ist „Herbrandeswilar“ (um 1220). In der Folgezeit erscheint der Name in den folgenden Abwandlungen: Herebrandshofen, Heribrants, Herbrantz, Herbrands, Herbranz und heute Hörbranz. Der Name Herbranz war bis ins 19. Jahrhundert durchaus gebräuchlich.

Kaum ein Landstrich in Vorarlberg wurde im Laufe der Jahrhunderte von Kriegsereignissen so betroffen wie das Leiblachtal und damit auch Hörbranz. Grund dafür war die exponierte Lage und die für die Landesverteidigung strategisch wichtige Klause zwischen Haggen und Bodensee. So war das „vorklausische Gebiet“ immer wieder Aufmarschgebiet und Kampfgebiet fremder Krieger und Soldaten. 

So war es sowohl Aufmarschgelände des Römers Tiberius als auch eines Herzog Hermann im 10. Jahrhundert. Im Bauernkrieg (1525) ließ Markus Sittikus seine Söldner gegen die Bauern antreten und deren 50 „im Unterfeldt bei denen Henckaichen“ nahe der Leiblach auf Hörbranzer Gebiet aufknöpfen.

Als 1647 der schwedische General Wrangel mit seinen Truppen gegen Bregenz zog und die Vorarlberger Landesverteidigung große Mängel aufwies, war Hörbranz neben den vier anderen Gemeinden des Leiblachtales der plündernden Soldateska schutzlos preisgegeben.

Auch in den sogenannten "Franzosenkriegen" des 18. und 19. Jahrhunderts waren in Hörbranz Auf- und Durchmärsche fremder Soldaten beinahe schon an der Tagesordnung. Am Grenzfluss Leiblach fanden mehrmals erbitterte Kämpfe statt. Letztmalig standen Ende April 1945 fremde Truppen im Leiblachtal, als Soldaten der Ersten Französischen Armee unser Land von der Herrschaft des Nationalsozialismus befreiten.

Eine historische Bedeutsamkeit besitzt Hörbranz mit seiner altehrwürdigen "Fronleichnamsschützen-Kompagnie", die alljährlich am Fronleichnamstag und am darauffolgenden Sonntag zur Ehre Gottes und zur Freude zahlreicher Neugieriger aus nah und fern ausrückt. Eine Untersuchung des österreichischen Kriegsarchives ergab, dass die Kompagnie schon in der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts, wahrscheinlich schon im 17. Jahrhundert existierte. Die Grundfarbe der Uniform der Artilleristen deutet auf eine Entstehungszeit vor 1700 hin. 

Da Hörbranz im Grenzgebiet liegt, wird es in früheren Jahrhunderten als nördlicher Vorposten von Bregenz schon frühzeitig eine Bürgerwehr besessen haben. Die Kompagnie setzt sich aus vier Schützenzügen zu je neun Mann sowie dem Grenadierzug, dem 14-köpfigen Artilleriekorps, den Tambouren, dem Fähnrich samt Begleitung und dem Sappeur (Kompagniezimmermann) zusammen. 

Der Musikverein Hörbranz - einst ein alter Bestandteil der Kompagnie - ist die älteste Musikkapelle Vorarlbergs und trägt nur noch an diesen beiden Festtagen die traditionelle K & K Schützenuniform. In den Hörbranzer Uniformen lassen sich neben vielen altösterreichischen Elementen auch solche aus Württemberg und Bayern, ja sogar aus Frankreich bestimmen.

Die Gemeinde Hörbranz besitzt einige Denkwürdigkeiten. So wurde z.B. in der Parzelle Erlach auf einer Anhöhe ein spätrömischer Wachturm (burgus) aus dem 4. Jahrhundert n. Chr. nachgewiesen. In der Parzelle Giggelstein befindet sich die St. Rochus-Kapelle aus dem Jahre 1640 mit dem ehemaligen Pestfriedhof, die an die unselige Zeit der Pest erinnern, die allein in Hörbranz dutzende Menschen dahinraffte. 

Die Pfarrkirche birgt ein berühmtes Kunstwerk. Es ist dies ein großes Muttergottesbild, darstellend „Maria Verkündigung“, eine Kopie nach dem bekannten Vorbild in Florenz. Die Hörbranzer Kopie - nach Meinungen von Fachleuten ein großes Meisterwerk - wurde von Christofano Allori (1577-1621) aus Florenz geschaffen und ist als „Kulturgut“ eingestuft.

Das kleine Schlösschen Halbenstein - ein gutes Stück unter der Ruine Ruggburg gelegen - ist bis auf ein kleines Mauerstück völlig abgegangen. Besonders idyllisch gelegen ist das ehemalige Bad Diezlings, das seit dem 17. Jahrhundert einen Bade- und Gasthausbetrieb unterhielt. Ganz im Süden der Gemeinde stand nahe dem Bodensee am Mühlbach neben vielen Mühlen, Sägen, Hammer- und Waffenschmieden auch die erste Papiermühle Vorarlbergs. An deren Standort wurde zu Beginn des 18. Jahrhunderts ein staatliches Eisenschmelzwerk errichtet, das bis ca. 1830 in Betrieb stand.

Bad Diezlings Hörbranz um 1910Bad Diezlings um ca. 1910

Hörbranz um 1925Hörbranz um ca. 1925

BurgusBurgus-Zeichnung von Hörbranz

Artillerieleutnant Hermann HalderAus dem Archiv: Fronleichnam in Hörbranz Artillerieleutnant Hermann Halder

Rochuskapelle Am Giggelstein (alte Aufnahme)Auf alten Bildern: Giggelstein-Pestkapelle in Hörbranz

Unterhochsteg-Pays Ami 1945Unterhochsteg Hörbranz: Pays Ami 1945

Unterhochsteg 29.04.1945

Verkündigungsbild Pfarrkirche St. Martin HörbranzVerkündigungsbild Pfarrkirche Hörbranz

Fronleichnam in Hörbranz (Archiv)Die Hörbranzer Fronleichnamsschützen stehen für eine Tradition, die sich über Jahrhunderte hinweg als fester Bestandteil des kulturellen Lebens in der Region etabliert hat. 

Fronleichnam Hörbranz-Kanonen

Archiv 2010: Fronleichnam in Hörbranz